Konstruktion und Outsourcing?

Auslagerung von Konstruktion
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Warum die Verlagerung von Ingenieur-Arbeit auf externe Dienstleister ein sensibles Thema ist und was  dabei zu berücksichtigen ist.

Outsourcing gehört bereits seit mehreren Jahren zu den Themen von Wirtschaftsmagazinen und Blogs und taucht dabei nicht selten als Begleiter des Begriffs Globalisierung auf. Insbesondere das Outsourcing von Buchhaltung und IT-Leistungen wird von deutschen Unternehmen sehr oft in Anspruch genommen.

Auslagerung der Ingenieurdienstleistungen

Auch die Auslagerung von Ingenieurdienstleistungen wird in vielen Unternehmen in Betracht gezogen. Doch es bleibt ein heikles Thema und zwar aus folgenden Gründen:

Zunächst ist es sehr wichtig die Thematik zu präzisieren. Die Auslagerung der Ingenieur- oder Konstruktionsdienstleistungen kann man theoretisch als das komplette Outsourcen der Konstruktionsabteilung, oder als Vergabe der einzelnen Projekte verstehen. Und das macht einen großen Unterschied.

Projektvergabe – ein bewährtes Verfahren

Die Vergabe der CAD-Konstruktion für einzelne Projekte ist im Maschinenbau längst üblich. Zwar sollte man einige (unter anderem technische) Aspekte, wie zum Beispiel die Übereinstimmung in puncto Konstruktionssoftware beachten (mehr erkläre ich in unserem Text Konstruktion als Dienstleistung), doch die Vorteile für den Auftraggeber liegen auf der Hand.

Kapazitäten erweitern

Make or buy – diese Entscheidung haben viele Produktions- und Einkaufsleiter täglich zu treffen. Reichen eigene Kapazitäten nicht aus, kommt die Projektvergabe an einen Dienstleister in Frage.

Kompetenzen nutzen

Auch die spezifischen Erfahrungen des Konstruktionsdienstleisters spielen hier eine große Rolle. Fehlen dem Auftraggeber für ein bestimmtes Projekt eigene Kompetenzen oder sind diese unzureichend, greift man auf das Knowhow des Partners zurück.

Risikoübertragung

Im Fall der Projektvergabe wird das kalkulatorische Risiko auf Lieferanten übertragen. Ist die Konstruktion mit Fehlern behaftet – muss der Lieferant dafür die Verantwortung und dementsprechend auch die Kosten tragen. Ein sehr wichtiger Punkt, wenn man über mögliche Konsequenzen eines Konstruktionsfehlers nachdenkt. Besonders, wenn die Produktion nach fehlerhaften Zeichnungen bereits freigegeben wurde.

Die Wichtigkeit einer guten, langjährigen Partnerschaft für solchen Vergaben kann man kaum überschätzen. Der Einarbeitungsaufwand ist dabei nur einer von wesentlichen Faktoren. Darüber hinaus erhöht die langfristige Bindung des Lieferanten den Einfluss des Auftraggebers, senkt langfristig die Kosten und ermöglicht Synergien bei gleichzeitiger Vergabe von mehreren Projekten.

Komplette Auslagerung von Konstruktionsabteilungen

Eine komplette Verlagerung der Konstruktionsabteilung ist aus mehreren Gründen problematisch und oft gar unmöglich.

Denken wir einen Schritt zurück an den Tag, an dem die noch nicht konstruierte Maschine verkauft worden ist. Am Verhandlungstisch saßen der Endkunde und der zukünftige Auftraggeber für die Konstruktionsleistungen – nicht die Ingenieure, welche die Maschine zu entwerfen hatten. Auf wie dünnem Eis bewegt sich hier der Lieferant, der sich zu einem bestimmten Ergebnis verpflichtet. Letztendlich liegt dieses in der Hand von Unterlieferanten. 

Auch die Weiterleitung der Aufgabenstellung stellt eine zusätzliche und sehr sensible Schnittstelle dar. Wer trägt die Verantwortung, wenn die Aufgabe nicht richtig verstanden wurde? Und wer hat sie zuerst falsch verstanden – der Lieferant oder sein Unterlieferant?

Produkthaftung

Der wichtigste Punkt überhaupt bleibt hier auf jeden Fall die Gewährleistung. Gemäß Produkthaftungsgesetz trägt der Hersteller (in unserem Fall der Unterlieferant) die Verantwortung für das Produkt. Diese auf den ersten Blick für den Lieferanten vorteilhaften Umstände haben eine Kehrseite. Denn es wird somit unmöglich das Produkt als eigenes zu positionieren.

Interessenkonflikt

Nicht nur für den Lieferanten ist diese Situation kein Idealfall. Der Unterlieferant bewegt sich ständig im sehr engen Rahmen zwischen den durch Endkunden und Lieferanten getroffenen Vereinbarungen und tatsächlichem Projektverlauf (in Bezug auf Qualität, Liefertermin und Budget). Es ist extrem schwierig, bei diesen Umständen die Interessen des eigenen Unternehmens durchzusetzen.

Fazit

Eine Auslagerung der projektbezogenen Konstruktionsdienstleistungen hat viele problematische Seiten, bietet aber dennoch viele Möglichkeiten und hat sich deswegen als gängiges Verfahren im Maschinenbau etabliert. 

Ein komplettes Outsourcing der Konstruktionsabteilung ist aufgrund von mehreren Faktoren, wie Produktverantwortung, Kundenkommunikation usw. eher unwirtschaftlich.

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